Universitätsklinik Freiburg: Professor Coenen und  das neue Zielgebiet  der Tiefen Hirnstimulation bei Depressionen UND Zwangsstörungen:

Liebe Leser:

 

Aus aktuellem Anlass weisen wir nochmal auf unser Interview ( im Folgenden ) mit Professor Coenen hin.

 

Zusätzlich:

  1.  Unser neuestes Video:
    Professor Coenen und  Schläpfer im Gespräch über Tiefe Hirnstimulation
    nach 3 Jahren Depressionsstudie mit THS und  Erfolgen bei der Zwangsstörung .


  2. Die Depressions - Studie nähert sich dem Ende.
  3. Dem Vernehmen nach gibt es in Freiburg eine neue Studie zur Zwangsstörung mit Teilnahme - Möglichkeit

Liebe Leser:  Hier erläutern wir Ihnen die neue Methode der Tiefen Hirnstimulation , die Professor Coenen am Medialen Vorderhirnbündel zur Behandlung von Zwangsstörungen und Depressionen verwendet. Nach sehr guten Ergebnissen in der Vorstudie an der Universität Bonn führt er seit 3 Jahren eine vielversprechende Gross - Studie an der Universität Freiburg durch. Diese Studie  nähert sich nun dem Ende: Dem Vernehmen nach findet derzeit eine Studie für Patienten mit Zwangsstörungen statt. Erste Ergebnisse  scheinen sehr positiv: "Professor Schläpfer : 9  von 10 Patieneten kann geholfen werden " in Inserem Video

Neuestes Video vom 15.10.2021

Professor Coenen ist Leiter der Abteilung für Stereotaktische und Funktionelle Neurochirurgie an der Universität Freiburg.

 

Er ist unter anderem Experte für die Tiefe Hirnstimulation bei Zwangstörungen und Depressionen.

 

Auf dem Gebiet der Depressionen gelang ihm im Jahr 2013 - im Rahmen einer Studie an der Universität Bonn - ein spektakulärer Durchbruch, über den auch in der internationalen Presse berichtet wurde.


Das Interview wurde mit uns am 13. 05 . 2015 geführt

 

 
 

 

Frage:

 

Herr Professor Professor Coenen , seit wann befassen Sie sich mit der THS und  generell mit der neurochirurgischen Behandlung psychischer Krankheiten ?

 

Professor Coenen:

 

Die THS wende ich seit 15 Jahren an - bei psychischen Erkrankungen seit 2008.

 

Frage:

 

Sie verwenden die THS nicht nur bei Zwangserkrankungen, sondern ebenso bei Depressionen ?

 

Professor Coenen:

 

Ja, durchaus

 

Frage:

 

Wie verstehen Sie die Funktion der THS im Rahmen eines Heilungsprozesses bei diesen Erkrankungen ?

 

Professor Coenen:

 

Ich sehe die THS als eine Art " Türöffner ", der es ermöglicht , das der Patient überhaupt wieder " funktionieren ". kann.

Auch im therapeutischen Bereich wächst zunehmend das Verständnis  für das Vorliegen von Therapierefraktivität, was wiederum zu einer höheren Akzeptanz der THS führt.

Und gerade bei den Zwangsstörungen gilt es als unumgänglich , die THS mit einer anschließenden - sehr spezialisierten  - Verhaltenstherapie zu verbinden.

 

Frage:

 

Lassen sich Zwangsgedanken und Zwangshandlungen aus ihrer Sicht gleich gut mit der THS behandeln ?

 

Professor Coenen

 

Den Patienten von den sehr erschöpfenden, ängstigenden, intensiven Charakter seiner Zwangsgedanken zu reduzieren, so dass er seine Zwangshandlungen unterlässt, das funktioniert sehr gut.

Der belastende, stressende, ängstigende Inhalt von Zwangsgedanken selbst verbessert sich  , verliert seine emotionale Farbe, der Zwangsgedanke verblasst.

 

Frage:

 

Wie verhält es ich bei Depressionen ?

 

Professor Coenen

 

Interessanterweise ergibt sich ein für uns messbarer Effekt innerhalb von Tagen, wenn nicht von Stunden, obwohl der Patient selbst davon noch gar nichts bemerkt.

 

Frage:

 

Wie sieht es verglichen damit bei Zwangsstörungen aus ?

 

Professor Coenen

 

Bei Zwangsstörungen handelt es sich eher um ein im Laufe von Jahren, wenn nicht Jahrzehnten angeeignetes Verhalten.

Hier ist die Reaktionszeit eher länger.

 

Frage:

 

Wenn man für  den Erfolgsfall etwa ein Jahr bis zu einer merklichen Verbesserung rechnet, könnte man dann sagen, das alles was darunter liegt ein Bonus ist, aber eine spätere Reaktion durchaus möglich ist ?

 

Professor Coenen

 

Ja, ich glaube das ist völlig realistisch eingeschätzt.

 

Frage:

 

Bei der Entscheidung, wer für eine THS in Frage kommt, ist das Mitwirken mehrerer Fachrichtungen notwendig ?

 

Professor Coenen

Ja, als Neurochirurgen sind wir  im Grunde nicht kompetent genug, die entsprechende Indikation zu stellen - dies geschieht durch unsere Psychiater in unserem Haus.

Bei Depressionen wird außerdem noch ein unabhängiger externer  " Gatekeeper "(= Psychiater, der mit der Therapie des Patienten nichts zu tun hat und im Grunde ein externer Gutachter is t)  hinzugezogen, der diese Indikation verifiziert.

 

Uns kommt es auch sehr darauf an, das wir die richtigen Patienten zu operieren.

Anders gesagt:

Wesentlich ist, nicht die falschen Patienten zu operieren.

Eine depressiven Patienten zu operieren, dessen Depressionen auf einer Persönlichkeitsstörung basieren, würde nichts bringen, da die Persönlichkeitsstörung als Auslöser bleibt.

 

Anmerkung des Verfassers  ( Link:  Siehe hierzu auch den folgenden Artikel  )

 

 

Frage:

 

Wenn wir über die Risiken einer THS sprechen, so finden sich häufig für den Laien verwirrende Zahlen in den Medien, etwa ein 2 % iges Risiko einer Hirnblutung .

Wie sind diese Zahlen genau zu verstehen ?

 

Professor Coenen

 

Dazu muss man zunächst wissen, das Hirnblutung nicht gleich Hirnblutung ist.

Es gibt Hirnblutungen , die  ohne CT gar nicht bemerkt würden.

Für uns -  und natürlich die Patienten -  ist vielmehr entscheidend - in welchen Fällen permanente neurologische Schädigungen eintreten.

Und hier liegt das Risiko nach einer jüngst veröffentlichten Studie  mit etwa 5.000 operierten Patienten,  bei unter 1 %   ( Quelle: Adverse events associated with deep brain stimulation for movement disorders: analysis of 510 consecutive cases.  atel DM, Walker HC, Brooks R, Omar N, Ditty B, Guthrie BL.
Neurosurgery. 2015 Mar;11 Suppl 2:190-9. doi: 10.1227/NEU.0000000000000659. )

 

Frage:

Gibt es spezielle Pläne für die nähere Zukunft ?

 

Professor Coenen

 

Es wird eine weitere  Depressionsstudie geben,sobald hierzu die Finanzierungsstruktur geklärt ist. Wir rekrutieren hierzu aber bereits Patienten. .

 

Das Zielgebiet wird  das mediale Vorderhirnbündel sein und das Ziel ist unsere Bemühungen weiter zu optimieren.

 

Frage:

Handelt es sich dabei um das gleiche Zielgebiet, bei dem Sie schon im Rahmen der Bonner Studie sehr erfolgeich operiert haben ? ( siehe Grafik unten )

Akteualisierter Review - Universitätsklinik Freiburg bei Professor Coenen:

 

" Schätzungen gehen davon aus, dass zehn bis 30 Prozent aller Menschen mit wiederkehrender Depression nicht auf zugelassene Therapien ansprechen. Für einige dieser Menschen könnte die Tiefe Hirnstimulation eine Therapieoption sein. Die 16 Studienteilnehmer der FORSEE-II-Studie litten zwischen 8 und 22 Jahren an einer schwersten Depression und hatten zuvor im Schnitt 18 medikamentöse Therapien, 20 Elektrokrampftherapien und 70 Stunden Psychotherapie durchlitten – ohne Erfolg. "

 

 

"Die Wirkung der Therapie bewerteten die Ärzte monatlich mit Hilfe der etablierten Montgomery-Asberg Depression Rating Scale (MADRS). Bereits in der ersten Woche fiel der MADRS-Wert bei zehn Probanden deutlich ab und hielt sich auf niedrigem Niveau. Im Laufe der Studie reagierten alle Probanden auf die Stimulation. Acht der 16 Patienten hatten zu Studienende einen MADRS-Wert von unter 10 Punkten und galten damit als nicht depressiv. "

 

 

 

„Unsere Patienten haben jahrelang mit schwersten Depressionen gekämpft und nichts hat Besserung gebracht.

 

Die Tiefe Hirnstimulation führte bei den meisten innerhalb von Tagen zu einer deutlichen Linderung, die dann auch durchgehend anhielt. Andere Therapieformen wie Medikamente oder Psychotherapie verlieren oft im Laufe der Zeit ihre Wirksamkeit. "

 

 

Quelle:

https://www.innovations-report.de/html/berichte/studien-analysen/tiefe-hirnstimulation-lindert-schwerste-depression-zuverlaessig.html

 

 

 

Wir berichteten bereits vor zwei Jahren im folgenden Interview mit Professor Coenen über seine  erfolgreiche Pilotstudie.

 

Diese Studie ist der zweite Schritt.

 

Die Hauptstudie mit 50 Patienten läuft weiterhin und hier ist eine Anmeldung noch möglich !

 

Wichtig zu wissen: Es werden  ausschließlich Patienten mit  einer " Major Depression " also unipolar und leider NICHT bipolare Depressionen behandelt.

 

Zur Zeit ist dies auch die einzige Möglichkeit einer kostenfreien Tiefen Hirnstimulation bei Depression, denn die Behandlung ist noch nicht kassenzugelassen:

 

Dies ist das Ziel der Hauptstudie.

 

Zur Quelle / Voller Text:

 

Tiefe Hirnstimulation lindert schwerste Depression zuverlässig

 

 

Zu dem Thema gibt es auch einen Kurzbeitrag im ZDF:

Rund fünf Millionen Erwachsene in Deutschland haben Depressionen. Wenn eine Psychotherapie oder Antidepressiva nicht helfen, kann die Tiefe Hirnstimulation (THS) eine neue Therapiemethode sein.

Videolänge:
5 min
Datum: 01.10.2021

 

 

" Depressionen zählen zu den häufigsten Volkskrankheiten der Welt. In vielen Fällen kann das „Leiden am Leben“ mit Medikamenten und Psychotherapien erfolgreich behandelt werden. Doch etwa 10 bis 30 Prozent der behandelten Menschen mit einer schweren Ausprägung sind therapieresistent. Bei ihnen helfen weder Antidepressiva noch zahlreiche Psychotherapie-Sitzungen. Diese Betroffenen mit therapieresistenten Depressionen sind die Zielgruppe der Tiefen Hirns

timulation (THS). Kleine Elektroden im Hirn sollen dafür sorgen, dass die Depression gelindert wird."

(aus dem Begleittext )

 

 

ZDF Sendung Volle Kanne vom 1. Oktober 2021:  Tiefe Hirnstimulation bei Depressionen an der  Universitätsklinik Freiburg   (  Klicken  )

Authentische Fälle im Video  mit erfolgreicher Tiefen Hirnstimulation             ( Hirnschrittmacher ) bei Zwangsstörungen und Depressionen

Bitte zum Starten der jeweiligen Videos auf das Bild klicken:

Die Patienten wurden  an verschiedenen Kliniken operiert  - nicht  auscchließlich in Freiburg.

Es handet sich um authentische Fälle

 

Zum Nachlesen:Textversion unseres Videos

 

Meine Herren, schon einmal im Voraus vielen Dank für dieses Interview.

FRAGE:
Vielleicht zunächst einmal eine Frage an den Psychiater:  Professor Schläpfer – Können Sie einmal denjenigen erklären, was eine Zwangsstörung ist, die  mit dem Thema nicht so bekannt sind ?

Zwangsstörung ist eine Störung bei der die Betroffenen zeit ihres Lebens 100 %  gedanklich fokussiert sind auf ihre Zwänge. Und das ist absolut entsetzlich.

Professor Schläpfer:
Zwangsstörung ist eine Störung bei der die Betroffenen zeit ihres Lebens 100 %  gedanklich fokussiert sind auf ihre Zwänge.
Dabei gibt es Zwangsgedanken und Zwangshandlungen.
Zwangsgedanken etwa: ich könnte  kontaminiert sein durch die dreckige Umweltluft: Ich muß mich jetzt komplex reinigen, bevor ich mein Haus betrete.
Es gibt Patienten mit Staubsaugern, die stundelang alles reinigen ,bsi sie ihr Haus betreten.
Das Wichtige  dabei:
Das ist keine „ lustige Idee „ von jemandem, sondern das ist eine schwerste Erkrankung.
Der Patient MUSS das Tun, OBWOHL ER IN DER LAGE IST zu beurteilen das das keinen Sinn macht:
Es gibt in Deutschland keine Behausung in der das notwendig wäre, aber die Patientenmachen es trotzdem ( Anmerkung  Interviewer: Aus den Zwangsgedanken hat sich dann eine Zwangshandlung entwickelt bei voller Einsicht der Unsinnigkeit ).
Und das ist absolut entsetzlich.

FRAGE:
Professor Schläpfer, Wieviele Patienten sind das in Deutschland etwa, die dies in klinischen Ausmaß betrifft, das eine Tiefe Hirnstimulation in  Frage kommt ?

"Ich kann Ihnen nur aus dem Bauchgefühl heraus sagen: Das sind in Deutschland tausende Patienten, die dieses Schicksal erleiden und für eine Tiefe Hirnstimulation in Frage kommen. "

Professor Schläpfer:
Das ist  sehr schwer zu sagen, da es in Deutschland keine guten und zuverlässigen Zahlen gibt.
Fast 4 %  der deutschen Bevölkerung leidet an klinisch signifikanten Zwangsstörungen.
Aber austherapierte Patienten, das wird nicht erfasst.

FRAGE: Professor Schläpfer , - denken Sie , dass  es verschiedene Regelkreise für Depressionen und für Zwangsstörungen gibt ?


Professor Schläpfer: Nein das finde ich gar nicht.
Nach außen sind Depressionen, Zwangsstörungen, Angsterkrankungen  völlig verschiedene Krankheitsbilder.


Aber in ihrer NEUROCHIRURGIE sind sie sehr nahe bei einander.
Es gibt nicht verschiedene „ Knöpfe „ , einmal für Zwangserkrankungen , einmal für Depressionen.
Nein ,es ist EIN Netzwerk, das an vielen verschieden Stellen miteinander verwoben ist.
Und in diesem Netzwerk kann man dann auch viele „ Fehler „ verstehen, die man dann durch die Tiefe Hirnstimulation ausmerzen kann.

FRAGE:
Professor Coenen, Sie stimulieren ein neues Gebiet, es gibt  ja verschiedene Zielgebiete.
Kann man sagen, dass Sie, aufbauend auf den eigenen Erkenntnissen und  denen Ihrer Kollegen, sich immer mehr dem  bestmöglichen Zielgebiet (  Anm.: sowohl bei Depressionen als auch bei Zwangsstörungen ) immer mehr  dem  optimalen Zielpunkt nähern und quasi nahe am „ Sweet Spot „, also am Optimum sind mit dem Medialen Vorderhirnbündel ( MFB )

Prof. Coenen: Wir sind jetzt – könnte man sagen sehr nahe an der Netzwerkzentrale. Und dort entspringt auch das Mediale Vorderhirnbündel, das wir stimulieren. Auf der Suche nach dem Sweet Spot haben wir versucht, diesen bildgebend zu erfassen, und , man darf  sagen– bei fast 70 % sehr erfolgreich adressiert und operativ eingesetzt. Also ja, man könnte sagen wir sind  nahe am „ Sweet Spot „.

 Professor Coenen:
Ja, das kann man so sagen.
Wir haben von den Kollegen die in der Vorderen Kapsel stimulieren – die sogenannte ALIC  - Stimulation -  in  den Niederlanden und natürlich Professor Sturm, dass der  sogenannte Nucleus Accumbens im weitesten Sinne als Teil des Belohnungssystems, adressiert werden muss.
Das scheint gut zu sein, wenn man diese Struktur mitstimuliert und funktioniert ganz gut.
Inzwischen ist es so – diese Forschung haben wir vor 10 bis 12 Jahren begonnen – wie das ganze Netzwerk aussieht.
Das Netzwerk hat seinen Ursprung  im Mittelhirn, einer sehr, sehr alten Struktur.
Sehr nahe übrigens auch  dem Punkt, wo an auch den Nucleus subtahlamicus stimuliert, wo die Parkinson – Erkrankung ihren Ursprung hat.
Und hier fußt dieses Netzwerk und beriet sich dann bis in den Frontalllappen aus und bringt eine Reihe von Strukturen zusammen.


Das heißt wir sehen heute, dass eigentlich nahezu alle Strukturen, die bei der ZWANGSTÖRUNG UND DEPRESSION  beteiligt sind in EINEM Netzwerk zusammenhängen.


Und  wir sind jetzt – könnte man sagen sehr nahe an der Netzwerkzentrale.
Und dort entspringt auch das Mediale Vorderhirnbündel, das wir stimulieren.

Auf der Suche nach dem Sweet Spot haben wir versucht, diesen bildgebend zu erfassen, und , man darf  sagen– bei fast 70 % sehr erfolgreich adressiert und operativ eingesetzt.
Also ja, man könnte sagen wir sind  nahe am „ Sweet Spot „.

FRAGE
Herr Professor Coenen: Haben Sie schon erste Ergebnisse ihrer Großstudie zu Depressionen und wie ist der Stand der Dinge ?


Professor Coenen:.
Es ist ja eine wissenschaftliche Studie, wo in der Anfangsphase  der Patient in 4 Phasen mal stimuliert wird und mal nicht, wobei weder der Patient, noch die Auswerter wissen, wer wann stimuliert wird und wer nicht. ( Anmerkung: im wesentlichen um einen möglichen Placebo  - Effekt auszuschließen ).
Uns das wird auch bis zum Ende der Studie nicht ausgewertet.

Herr Schläpfer und ich, wir wissen natürlich, wer, wann stimuliert wird, einer muss es ja einstellen. Von daher haben wir einen Eindruck. Und dieser Eindruck, ist sehr, sehr vielversprechend.

FRAGE:
Herr Professor Coenen:, sie stimulieren ein neues Gebiet statt des ursprünglichen, bei dem durch  die Kassen bei Zwangserkrankungen  seit 2009 eine Kostenübernahme  genehmigt ist.
Stimulieren Sie also auch bei Zwangserkrankungen das MFB und wie sieht es mit der Genehmigung der Kassen dann aus ?


Professor Coenen:
Ja, auch in diesen Fällen stimulieren wir das Mediale Vorderhirnbündel.
Schwierig zu beantworten.
In den meisten Fällen spielt es für die Kassen keine Rolle, und tatsächlich argumentieren wir auch gegenüber den Krankenkassen, dass dieses Gebiet mit dem ursprünglich genehmigten, eng verwoben ist.
Und in dem Sinn ist das gut zu machen.
Was mir im Moment sehen, haben wir mit den Kassen keine relevanten Probleme.

Professor Schläpfer erwähnt in einem Podcast  9 von 10 Zwangserkrankten  eine gute besserung um mindestens 35 % an der Klinik Freiburg erreichen

FRAGE
Herr Professor Schläpfer, sie erwähnten in einem Podcast, das es jetzt möglich ist,  dass 9 von 10 Patienten erfolgreich mit einer deutlichen Symptomverbesserung ( > 35 % )  werden.
Ist das tatsächlich so ?

Professor Schläpfer:


Erfolg ist eine relative Frage.


Wir haben eine Messgröße für Zwänge:
Die YBOCS  - Skala, und da ist Erfolg mit einer Symptombesserung um 35 %  definiert als erfolgreiche Behandlung.


Warum  35 %  ?


Weil die Zwangserkrankung eine sehr invalidisierende  Erkrankung ist.

In dem Sinne: Also Ja


Und da sind 35% Besserung schon ein ganz anderes Leben.

 

 


FRAGE:

Das sieht man auch daran, dass  ein Erfolg  bei Depressionen erst ab 50 Prozent als solcher gewertet wird ?


Professor Schläpfer. Genau so ist es

Professor Coenen


Hinsichtlich des  Erfolges bei Zwangserkrankung muss man fairerweise sagen, dass wir dort noch keine randomisierten, geschossenen Studien haben, wie bei der  jetzigen Depressions-  Studie.
Es handelt sich dabei um offene Studien, die generell etwa besser liegen, aber die Tendenz stimmt.
Wir haben gerade heute einen Jour Fixe gehabt, wo wir eine solche Studie für Zwangspatienten planen und designen.

Wir haben eine offene Serie  bei Zwangserkrankungen mit unserem Zielpunkt  ( Mediales Vorderhirnbündel ) gemacht und das muss man sagen: Die Ergebnisse sind spektakulär gut ! Es ist so, dass wir auch im Vergleich der offenen Studien  weit vorne liegen und auch da spektakulär abschneiden. Von da aus sind wir sehr zuversichtlich, dass wir auch hierfür ein sehr gutes Zielgebiet haben

FRAGE.
Herr Professor Schläpfer , denken Sie eigentlich, das die Psychiater vor Ort, also die niedergelassenen, teils auch die klinischen, schon ausreichend erreicht wurden, oder gibt es da nicht gewisse Schwierigkeiten in der Überzeugung ?

Prof Schläpfer: Es ist überhaupt interessant zu beobachten, dass es sehr schwierig ist, Kollegen zu überzeugen, Patienten für so eine invasive Studie zu überweisen.                                                 Also da gibt es noch ein ganz großes Hindernis auf dem Rücken der Patienten, wie ich das ausdrücken möchte. Das ist sehr, sehr ungerecht.

Professor Schläpfer

 

Ja, das ist 100 % ig so, dass wir da noch viel Überzeugungarbeit leisten müssen, auch um Missverständnisse auszuräumen.
Gerade Psychiater sind in der Medizin als sehr kritische Ärzte bekannt.
Es ist überhaupt interessant zu beobachten, dass es sehr schwierig ist, Kollegen zu überzeugen, Patienten für so eine invasive Studie zu überweisen.
Sie denken: Löcher bohren , eine Sonde in das Gehirn implantieren, das kann ich doch meinen Patienten nicht zumuten.
Also da gibt es noch ein ganz großes Hindernis auf dem Rücken der Patienten, wie ich das ausdrücken möchte.
Das ist sehr, sehr ungerecht.

FRAGE: Sie sprechen davon, das ihre Kollegen die Methode als sehr invasiv ansehen: Ist sie das tatsächlich?

Jedes wirksame Antidepressivum ist INVASIVER ! Es hat Wirkungen überall im Gehirn, auch dort wo  wir sie nicht haben wollen mit entsprechenden Nebenwirkungen, während die Tiefe Hirnstimulation nur an dem Ort wirkt, wo sie wirken soll

FRAGE
Herr Professor Coenen: Haben Sie schon erste Ergebnisse ihrer Großstudie zu Depressionen und wie ist der Stand der Dinge ?


Professor Coenen:
Es ist ja eine wissenschaftliche Studie, wo in der Anfangsphase  der Patient in 4 Phasen mal stimuliert wird und mal nicht, wobei weder der Patient, noch die Auswerter wissen, wer wann stimuliert wird und wer nicht. ( Anmerkung: im wesentlichen um einen möglichen Placebo  - Effekt auszuschließen ).
Uns das wird auch bis zum Ende der Studie nicht ausgewertet.

Herr Schläpfer und ich, wir wissen natürlich, wer  wann stimuliert und mit der THS behandelt wird wird, einer muss es ja einstellen. Von daher haben wir einen Eindruck. Und dieser Eindruck, ist sehr, sehr vielversprechend.

FRAGE:

Professor Coenen, Sie stimulieren ein neues Gebiet, es gibt  ja verschiedene Zielgebiete.
Kann man sagen, dass Sie, aufbauend auf den eigenen Erkenntnissen und  denen Ihrer Kollegen, sich immer mehr dem  bestmöglichen Zielgebiet (  Anm.: sowohl bei Depressionen als auch bei Zwangsstörungen ) immer mehr  dem  optimalen Zielpunkt nähern und quasi nahe am „ Sweet Spot „, also am Optimum sind mit dem Medialen Vorderhirnbündel ( MFB )

Professor Coenen:
Ja, das kann man so sagen.
Wir haben von den Kollegen die in der Vorderen Kapsel stimulieren – die sogenannte ALIC  - Stimulation -  in  den Niederlanden und natürlich Professor Sturm, dass der  sogenannte Nucleus Accumbens im weitesten Sinne als Teil des Belohnungssystems, adressiert werden muss.
Das scheint gut zu sein, wenn man diese Struktur mitstimuliert und funktioniert ganz gut.
Inzwischen ist es so – diese Forschung haben wir vor 10 bis 12 Jahren begonnen – wie das ganze Netzwerk aussieht.
Das Netzwerk hat seinen Ursprung  im Mittelhirn, einer sehr, sehr alten Struktur.
Sehr nahe übrigens auch  dem Punkt, wo an auch den Nucleus subtahlamicus stimuliert, wo die Parkinson – Erkrankung ihren Ursprung hat.
Und hier fußt dieses Netzwerk und beriet sich dann bis in den Frontalllappen aus und bringt eine Reihe von Strukturen zusammen.
Das heißt wir sehen heute, dass eigentlich nahezu alle Strukturen, die bei der Zwangsstörung und der Depression  beteiligt sind an einem Netzwerk zusammenhängen.
Und  wir sind jetzt – könnte man sagen sehr nahe an der Netzwerkzentrale.
Und dort entspringt auch das Mediale Vorderhirnbündel, das wir stimulieren.

Auf der Suche nach dem Sweet Spot haben wir versucht, diesen bildgebend zu erfassen, und , man darf  sagen– bei fast 70 % sehr erfolgreich adressiert und operativ eingesetzt.
Also ja, man könnte sagen wir sind  nahe am „ Sweet Spot „.

FRAGE: Professor Schläpfer , - denken Sie , dass  es verschiedene Regelkreise für Depressionen und für Zwangsstörungen gibt ?
Professor Schläpfer: Nein das finde ich gar nicht.
Nach außen sind Depressionen, Zwangsstörungen, Angsterkrankungen es völlig verschiedene Krankheitsbilder.
Aber in ihrer Neurochirurgie sind sie sehr nahe bei einander.
Es gibt nicht verschiedene „ Knöpfe „ , einmal für Zwangserkrankungen , einmal für Depressionen.
Nein ,es ist EIN Netzwerk, das an vielen verschieden Stellen miteinander verwoben ist.
Und in diesem Netzwerk kann man dann auch viele „ Fehler „ verstehen, die man dann durch die Tiefe Hirnstimulation ausmerzen kann.

FRAGE:
Mitunter  wenden sich  Patienten an mich  und sagen, „Warum  spüre ich – etwa nach  6 Monaten  - eventuell kaum eine Wirkung- was mache ich  verkehrt.
Manchmal ist auch eine Studie nach einem knappen Jahr beendet und die Patienten  fühlen noch kein Ergebnis.
Es stellt sich dann aber im weiteren Kontakt heraus, dass die Besserung DURCHAUS  nach einem Jahr noch beginnen kann und sehr gut verläuft ?

Greifen da die Studienzeiträume vielleicht auch manchmal zu kurz und verunsichern die Patienten ?.
Professor Schläpfer: : Ja, daran arbeiten wir, und wir wünschen uns auch Langfrist – Studien  und unser Ziel  wären auch 2 Jahre Minimum - ( Anmerkung : Die Dauer einer Studie– ist immer auch eine Kostenfrage -  nicht  zwangsläufig der Behandlung: Diese kann durchaus weiterlaufen , speziell die Optimierung der Einstellungen )


Professor Coenen:. Teilweise werden Studien auch  von der Klinik abgebrochen, weil sie in in einer sogenannten Aussichtsanalyse nicht ihr Ziel erreichten.

Wir haben früher auch viel früher nach Effekten der geschaut, heute machen wir das erstmals nach 6 Monaten.

Und auch in offenen Studien zeigt sich, dass nach  Ablauf einer Studie durchaus gute Aussichten auf eine Besserung bestehen.

FRAGE:
Herr Professor Schläpfer, ist eine Therapie nach der THS sinnvoll oder nicht?

Professor Schläpfer

 

Wenn der Therapeut über die entsprechenden Kenntnisse verfügt, durchaus

Professor Coenen ermöglicht kostenfreie Behandlung schwerer Depressionen innerhalb einer Studie nach sehr erfolgreichem Pilotprojekt

Neuester Bericht der Universitätsklinik Freiburg vom 15.03. 2019 zu neuer Coenen - Studie "_ Im Schnitt halbierte sich die Schwere der Depression und die Hälfte der Probanden lag sogar unterhalb des Werts, ab dem man von einer behandlungsbedürftigen Depression spricht._ "

 

LESEN: Freiburg: Professor Coenen erste erfolgreiche Ergebnisse mit der hier vorgstellten Methode auch bei Zwangsstörungen

 

Pressebericht: Sensationeller Erfolg gegen Depressionen: In 85% der Fälle eine deutliche Symptomverbesserung. (Response)

Kostenlose Behandlung im Rahmen einer Studie zur Kassenzulassung möglich ( 20.06.2017 )

 

Zum Presseartikel:

 

Link:

http://news.doccheck.com/de/174711/depression-der-freudenschrittmacher/

Professor Coenen:

 

Ja, das Zielgebiet ist exakt gleich.

 

 

Herr Professor Coenen , wir danken Ihnen außerordentlich für das sehr informative Gespräch.

 

 

Links zu Videos zum Thema Tiefe Hirnstimulation und der Methode nach Professor Coenen:


 

 

 

Videos zur Tiefen Hirnstimulations - Methode nach  Professor Coenen  des Medialen Vorderhirnbündels bei therapieresistenten Depressionen

Professor Coenen verwendet neue Behandlungsfeld bei der Tiefen Hirnstimulation im Rahmen einer Vorstudie - Operation - Erläuterung - Patientin erläutert Ihre Wirkung ( aus der Pilotstudie )

Dauer: 6 Minuten

Professor Schläpfer erläutert die  Methode " Coenen " THS des MFB  in der  Vorstudie der Universitätsklinik Bonn. ( aus der Pilotstudie )

Dauer:4 Minuten

Stern TV  - Bericht vom 15.07.2017:  An der Freiburger Universitätsklinik erfolgt die Tiefe Hirnstimulation im Rahmen einer grösseren Studie.

Zur Methodik,  dem  eigentlichen Verfahren  und den Berichtenn  eines erfolgreich behandelten THS - Patienten im Vorher / Nachher Vergleich           und den Gefühlen eines Patienten vor der Tiefen Hirnstimulation

Dauer:  15 Minuten

Profesor Coenen erläutert seine Methode  der Tiefen Hirnstimulation des  Medialen Vorderhirnbündels im Rahmen einer " Studium Generale " Vorlesung für Interessierte an der Universität Freiburg

 Dauer:  15 Minuten