Besserer Zugang zur Tiefen Hirnstimulation bei Zwangserkrankungen durch deutsche Top - Neurochirurgen gefordert und möglich

Prof. Visser - Vandewalle  (  Köln ) und  Prof. Coenen ( Freiburg) fordern die Möglichkeiten der THS bei Zwangserkrankungen besser zugänglich zu machen

Hier findet ihr Stellungnahmen zweier Topkliniken (Universitätsklinik Köln und Freiburg) die eine bessere Versorgung Zwangskranker mit der Tiefen Hirnstimulation fordern.

 

Aus meiner 20 jährigen Erfahrung als mit der THS erfolgreich Behandelter kann ich sagen, dass dies  noch  versöhnliche Texte sind.

Mein eigener Therapeut, der bis dato vieles versucht hatte, teilte mir telefonisch in der Klinik mit

"er werde alles versuchen ,. um mir die Behandlung zu verunmöglichen "

 

In einer nicht ganz unbekannten Klinik, teilte mir wiederum ein Psychiater folgenden Satz mit:

 

"Wenn die THS bei Ihnen wirkt, was wollen Sie dann mit der ganzen freien Zeit anfangen ? "

 

Jeder der eine Zwangserkrankung erlebt, erkennt sofort die Absurdität dieser Äußerungen.

 

 

Professor Vandewalle:  Deutlich mehr Zwangserkrankten könnten durch Tiefe Hirnstimulation Leiden gelindert werden

Tiefenhirnstimulation bei Zwangsstörungen:eine Zugangskrise

 

 

 

Visser Vandewalle et al / Nature

 

 

 

Beitrag aus der Nature 15.07.2022

 

Quelle: https://www.nature.com/articles/s41591-022-01879-z

 

 

 

NATURMEDIZIN |www.nature.com/naturemedicine

 

 

 

Tiefe Hirnstimulation ist eine wirksame Behandlung von Zwangsstörungen, wird aber selten eingesetzt. Psychologen, Psychiater und Versicherer müssen handeln, damit Patienten mit ansonsten hartnäckigen Fällen diese Therapie zur Verbesserung ihrer psychischen Gesundheit erhalten können.

 

 

 

Veerle Visser-Vandewalle, Pablo Andrade, Philip E. Mosley, Benjamin D. Greenberg, Rick Schuurman, Nicole C. McLaughlin, Valerie Voon, Paul Krack, Kelly D. Foote, Helen S. Mayberg, Martijn Figee,

 

 

 

Brian H. Kopell, Mircea Polosan, Eileen M. Joyce, Stephan Chabardes, Keith Matthews, Juan C. Baldermann, Himanshu Tyagi, Paul E. Holtzheimer, Chris Bervoets, Clement Hamani, Carine Karachi, Damiaan Denys, Ludvic Zrinzo, Patric Blomstedt, Matilda Naesström, Aviva Abosch, Steven Rasmussen, Volker A. Coenen, Thomas E. Schlaepfer, Darin D. Dougherty, Philippe Domenech, Peter Silburn, James Giordano,

 

 

 

Andres M. Lozano, Sameer A. Sheth, Terry Coyne, Jens Kuhn, Luc Mallet, Bart Nuttin, Marwan Hariz und Michael S. Okun

 

 

 

 

 

Die tiefe Hirnstimulation (THS) ist eine zugelassene Therapie für Zwangsstörungen (OCD), aber

sie wird trotz ihrer Wirksamkeit selten verwendet, was den Menschen eine wirksame Behandlung vorenthält. Zwangsstörungen sind durch belastende Gedanken (Obsessionen) und sich wiederholende mentale oder Verhaltenshandlungen (Zwänge) gekennzeichnet. OCD betrifft 2–3 % der Weltbevölkerung und kann zu erheblichen Behinderungen führen und die Lebensqualität beeinträchtigen. Die Erstlinienbehandlung besteht aus Expositions- und Reaktionsprävention durch kognitive Verhaltenstherapie (CBT) und Pharmakotherapie, am häufigsten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Zwangsstörungen neigen dazu, chronisch und anhaltend zu sein, und Beeinträchtigungen sind trotz Einsatz der besten medizinischen Therapie häufig. Tatsächlich spricht eine große Anzahl von Patienten mit schwerer Zwangsstörung nicht auf diese konventionellen Therapien an1.

 

 

 

Behandlungsrefraktäre Patienten können Kandidaten für eine läsionale Gehirnoperation oder DBS sein. DBS beinhaltet die bilaterale Platzierung von Elektroden in einer bestimmten Gehirnregion. Die Elektroden sind mit einem subkutan platzierten Impulsgenerator verbunden. Seit 1987 wurden weltweit mehr als 200.000 Patienten mit DBS behandelt, hauptsächlich wegen Bewegungsstörungen wie der Parkinson-Krankheit, mit nachgewiesener Sicherheit2. Im Bereich der psychiatrischen Erkrankungen hat DBS in vielen Gerichtsbarkeiten die behördliche Zulassung für die Behandlung ausgewählter Fälle von refraktärer Zwangsstörung erhalten, aber der Zugang zu dieser Therapie ist für viele Patienten eingeschränkt.

 

 

 

  1. DBS für Zwangsstörungen wird routinemäßig von kommerziellen Versicherungsanbietern in den Vereinigten Staaten verweigert, obwohl diese Verweigerung gegen die 2008 erlassenen Paritätsgesetze für psychische Gesundheit verstößt, die die Diskriminierung von Menschen mit Störungen der psychischen Gesundheit verhindern7
  2. . Patientenüberweisungen an spezialisierte multidisziplinäre Zentren mit DBS-Expertise sind in den USA, Europa und anderen Teilen der Welt nach wie vor selten, nicht nur wegen der mangelnden Zahlungsbereitschaft der Versicherer,
  3. sondern auch wegen des relativen Mangels an Psychiatern und Verhaltenstherapeuten, die Experten sind in den am schwierigsten zu behandelnden Formen von OCD.
  4. Viele Psychiater und Psychologen sind sich des Potenzials von DBS vielleicht nicht bewusst

 

NATURMEDIZIN|www.nature.com/naturemedicine

 

 

 

 

Stellungsnahme der Universitätsklinik Freiburg  zur Versorgung Zwansgskranker                         ( Pressemitteilung )

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Stellungnahme der Universitätsklinik Freiburg zur Versorgung
Zwangskranker mit der Tiefen THS.
Freiburg, 12.08.2022
Tiefe Hirnstimulation bei Zwangsstörungen:
Ärzt*innen fordern besseren Zugang für
Patient*innen
Wirksamkeit bei Patient*innen nachgewiesen, die auf andere
Therapien nicht ansprechen / Trotzdem bestehen weltweit große
Vorbehalte / Freiburger Ärzte diskutieren im Fachmagazin Nature
Wege, mit dem Ziel Akzeptanz und Verbreitung der Methode zu
steigern.
Geschätzt bis zu 300.000 Menschen in Deutschland leiden unter
einer Zwangsstörung, die sich nicht mit Verhaltenstherapien oder
Medikamenten behandeln lässt. Für einzelne dieser schwerst
behandlungsresistenten Personen könnte eine Tiefe
Hirnstimulation eine wirksame Therapie werden. Doch bislang
finden nur wenige dieser Menschen den Weg bis zur Operation.
Experten des Universitätsklinikums Freiburg haben am 15. Juli
2022 gemeinsam mit weiteren internationalen Expert*innen einen
Artikel im Fachmagazin Nature veröffentlicht, in dem sie einen
besseren Zugang für Betroffene zu dieser Therapieform fordern
und Vorschläge machen, wie dies gelingen könnte.
„Die Tiefe Hirnstimulation kann bei psychischen Erkrankungen
sehr wirksam sein. Anders als bei der Parkinson-Erkrankung, wo
diese Behandlungsform inzwischen zum Standard der Behandlung
bei fortgeschrittener Erkrankung gehört, ist die Tiefe
Hirnstimulation bei der Zwangserkrankung den meisten
Kolleg*innen weitestgehend unbekannt.
Dies gilt vor Allem für die Psychiater*innen und Psycholog*innen, die in Unkenntnis der Chancen und Ergebnisse einer solchen Therapie oft ablehnend
gegenüber stehen“, sagt Prof. Dr. Volker A. Coenen, ÄrztlicherLeiter der Abteilung Stereotaktische und FunktionelleNeurochirurgie der Klinik für Neurochirurgie des
Universitätsklinikums Freiburg.
Er war gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Dr. Thomas Schläpfer, Leiter der Abteilung für
Interventionelle Biologische Psychiatrie der Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg, an dem
Nature-Artikel beteiligt.
Gründe für die mangelnde Akzeptanz und Lösungen
Die Autor*innen des Artikels diskutieren die Hauptgründe für diese
mangelnden Akzeptanz: Historische Bedenken im Zusammenhang
mit überholten psychochirugischen Verfahren, Skepsis aufgrund
vermeintlich geringer wissenschaftlicher Evidenz, mangelnde
Wahrnehmung unter Psychiater*innen und Psycholg*innen,
Mangel an entsprechend qualifiziertem Personal für die Betreuung
der Patient*innen, Einschränkungen in der Medizinprodukte
Zulassung, mangelhafte Kostenübernahme oder intransparente
Entscheidungen durch Versicherungen, ungleiche Partnerschaften
zwischen Industrie und Wissenschaft. „Für all diese
Schwierigkeiten gibt es gute Lösungsvorschläge, die wir im Sinne
der Patient*innen dringend angehen sollten“, sagt Schläpfer.
„Eine spezialisierte Versorgung dieser Patient*innen gelingt, wenn
sowohl Fachleute für die psychotherapeutische und
medikamentöse Behandlung involviert sind wie auch ein
spezialisiertes Team für Tiefe Hirnstimulation. Damit haben wir in
Freiburg sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Prof. Dr.
Dr. Katharina Domschke, Ärztliche Direktorin der Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums
Freiburg. Sie ist Mitherausgeberin einer internationalen Leitlinie
für die Behandlung der Zwangserkrankung, die auch die Tiefe
Hirnstimulation mit einbezieht.
Kleine Studie mit ermutigenden Ergebnissen
Im Mai 2022 hatten Schläpfer, Domschke und Coenen im Magazin Brain Stimulation eine
Studie zur Therapie von Zwangsstörungen mit der Tiefen Hirnstimulation veröffentlicht. Die
neun Patient*innen litten im Schnitt 23 Jahre unter der Krankheit und andere Therapien waren
erfolglos. Bei sieben Patient*innen wirkte die Therapie auch ein Jahr nach dem Eingriff noch
deutlich.
Verfahren ist seit Jahrzehnten bewährt
Die Tiefe Hirnstimulation wird seit Jahrzehnten erfolgreich zur Behandlung von Parkinson
Patient*innen eingesetzt. Auch bei Depressionen können zum Teil sehr gute Erfolge erzielt werden. Bei der Tiefen Hirnstimulation werden haarfeine Elektroden in einen bestimmten
Bereich des Gehirns geschoben. Über ein dünnes Kabel sind sie mit einer Batterie im
Brustraum verbunden. Durch regelmäßige schwache elektrische Impulse können krankhafte
Aktivitäten der Hirnregion reduziert und in einen normalen Zustand gebracht werden.
Nature-Publikation
Titel: Deep brain stimulation for obsessive-compulsive disorder: a crisis of access
DOI: 10.1038/s41591-022-01879-z
Link zur Studie:www.nature.com/articles/s41591-022-01879-z
Bildunterschrift: Bei der Tiefen Hirnstimulation werden haarfeine Elektroden in einen
bestimmten Bereich des Gehirns geschoben.Über ein dünnes Kabel sind sie mit einer Batterie
im Brustraum verbunden.
Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg
Kontakt:
Prof. Dr. Thomas Schläpfer
Leiter der Abteilung für Interventionelle Biologische Psychiatrie
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Freiburg
thomas.schlaepfer@uniklinik-freiburg.de
Zentrum für Tiefe Hirnstimulation
Universitätsklinikum Freiburg
www.uniklinik-freiburg.de/wiss-zentrum-ths
https://www.uniklinik-freiburg.de/presse/pressemitteilungen/
detailansicht/3288-tiefe-hirnstimulation-bei
zwangsstoerungen.html